Dr. Martin Ortmeier, Passau

zu Michael Lauss

Die künstlerische Handschrift von Michael Lauss ist in allen Stücken präsent und begonnen hat diese unverwechselbare Sprache mit der gelben Kiste, gewissermaßen der Urform, die es in verschiedenen Varianten gibt.

 

Zu diesen Arbeiten gehört das spielerische Geheimnis des Hohlraums hinter den Schlitzfenstern, die Assoziation von Haus und Schatzkästchen, der kunsthistorische Bezug zum menschlichen Torso.

Einige wichtige Themen sind für das Verständnis der Werke des Bildhauers Michael Lauss von Bedeutung:

der handwerklich gefertigte abstrakte Körper

das Spiel mit Gegensätzen: Körper-Hohlform, Ding-Raum, rohe Materialität des Holzes-feine Farbtönung der Fassung, fragil-kompakt, Eros-Thanatos

die Assoziation an Architektur und an unseren allernächsten Maßstab für jede Wahrnehmung, den menschlichen Körper

Zum Arbeitsvorgang: Bei einem Teil der Werke bearbeitet der Künstler einen Holzblock und erhält durch Wegnehmen und Abtragen mit der Kettensäge die gewünschte äussere Form. Nach dieser Arbeit wird mit Rücksicht auf die Lineatur des Holzes der Block geöffnet, ausgehöhlt und wieder zusammengesetzt.

Bei anderen Objekten erfolgt nach dem groben Zerlegen des Holzes das feine Zersägen in verschiedene Teile, die dann mittels Holzdübel (ohne Leim oder Schrauben) zusammengefügt werden. Anschliessend werden die Arbeiten gefasst.

Dr. Ortmeier sagte bei einem Vortrag 2006 anlässlich der Ausstellungseröffnung im Granitzentrum:

Ich will Sie ermutigen, sich auf die Werke, die Sie hier geboten kriegen, einzulassen. Zwei Ansätze dazu bieten sich an:

Spontane Hinwendung, Freude an den Formen und Farben und Ideen, Freude auch an dieser Gesellschaft von Interessierten, Gleichgesinnten.

Und der methodische Zugang:

Dann denke ich an den Torso, seine Kunst- und Kulturgeschichte von den Trümmern der griechischen Klassik bis zu Rodin und Lehmbruck und Rückriem. Der Torso als Stück, das für das Ganze steht! Das Symbol der absoluten Unversehrbarkeit der Schönheit menschlichen Lebens!

Dann spekuliere ich über das Innen und Aussen, das Freilegen und Verbergen, das Aussetzen und Einhausen, das Anblicken, Einblicken und Durchblicken.

Schließlich rekonstruiere ich aus den Spuren das Wirken der Säge und des Messers, rätsle über das Teilen und Neuzusammensetzen, diese Gratwanderung zwischen Skulptur und Plastik.

Und ich weiß, das alles hat etwas mit mir zu tun: meinem Körper, meinem Befinden in dieser Welt, meinem Ort in der Gesellschaft – und dem Wesen dieser Gesellschaft. Es hat zu tun mit meinem Weltbild. Wir müssen aber immer aufpassen, dass das Werk nicht verschwindet hinter allzu viel Interpretation. Ich lade Sie ein: Teilen Sie meine Freude, dass es diese Dinge, die Michael Lauss findet und erfindet, gibt. Genießen Sie dieses Neben- und Miteinander von tiefem Ernst und großer Spielfreude.

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Michael Lauss, Objekte und Bilder